Planen für die Wechselfälle des Lebens und
Die ‚produktive‘ Bedürftigkeit der angestrengten Junggesellenkultur
Steinhäuser, U., C. Dams
(1989) DIN A 5, 116 S. (162g) (5,00 Euro)
Am Beispiel hochgelobter ‚Vorarlberger Reihenhaussiedlungen‘ kommentiert Urta Steinhäuser die Folgen architekturideologisch geplanter ‚Gemeinschaftlichkeit‘ für den Alltag. Dem stellt sie eine unprätentiöse Philosophie des Reihenhauses gegenüber, die von der Erfahrung ausgeht, daß die ‚Organisation‘ von ‚Haus und Hof‘ wie die Addition von ‚bebautem und unbebautem Raum‘ nur bei der Beachtung einfacher Regeln den Wechselfällen des Lebens entsprechen und unter veränderten Bedingungen anpassungsfähig ist, ohne daß die Absicht auf die falsche Bahn gerät.
Carmen Dams hat eine kritische Analyse des Begriffs der Reproduktion vorgenommen. Sie kommt zu dem Ergebnis, daß die emphatische Reproduktionstheorie Nohls auf die Freizeit rekurriert und bei dieser Gelegenheit eine patriarchal-gewerkschaftliche Einschätzung fortschreibt. Die notwendige, aber unbezahlte, reproduktive Arbeit, die ‚Produktion der Reproduktion‘ oder die ‚Subsistenzarbeit‘, tritt im Blick auf die bezahlte Arbeit nicht oder minderwertig in Erscheinung. Die Freizeit im Gegensatz zur bezahlten Arbeit läßt einen Blick auf die unbezahlte Arbeit nicht zu. So werden die Orte für diese Arbeit eben auch nicht als Arbeitsplätze verstanden. In Anlehnung an D. Harvey wird Nohls Argumentation als Hilfe zur postmodernen Strategie der ‚flexiblen Akkumulation des Kapitals‘, wie sie von E. Bloch bereits in den 20er Jahren formuliert wurde, erkannt.
zurück zur Übersicht