Notizbuch 80

Das Haus
Hülbusch, K.H., et al. (Red.))
(2013) A5, 192 Seiten (14,00 Euro/11,00 Abo)

Inhaltsverzeichnis

Ein Haus ist sparsamer zu gebrauchen als jede Art von Wohnung, die von vornherein auf Verbrauch und, wie John F.C. Turner formuliert, auf Heteronomie/anonyme Abhängigkeit angelegt ist. Amüsiert weist Turner auch darauf hin, dass die Leute, die gegen das Haus und den Hausbesitz wettern, vor allem solche sind, die selber in einem eigenen Haus leben. Ja: alle sind gleich, nur … Wir bleiben dabei, dass das Haus zunächst mal für alle Leute brauchbar ist, es gesamtgesellschaftlich die geringsten externen Folgelasten hat und darin mit den variabelsten Gebrauchskosten Haus gehalten werden kann.
Wir haben das Haus, wie es in minimalen Abwandlungen überall, in Philadelphia, in Großbritannien, in Belgien, Frankreich, Basel, am Niederrhein und eben auch in Bremen gebaut wurde, in historisch überkommener ›Gestaltung‹ befragt und interpretiert. Mit den Zitaten von Hannah Arendt berufen wir uns auf eine sozialökonomische und sozial-psychologische historische Wertgebung und die Interpretation der Entwertung seit der Frühen Neuzeit (1700 ±). Ludolf Kuchenbuch, der dem Abdruck seines Beitrags »Haus oder Hof? Zum Bezugsrahmen bäuerlichen Fortkommens im frühen Mittelalter« (1988, Mskr.) freundlich zugestimmt hat, erzählt ein Stück Geschichte sowohl von ›Haus oder Hof‹ als auch ein Stück Wissenschaftsgeschichte der Verständigung über immer mehr archivalisch vermittelte Lebenswirklichkeiten. Wir lesen die Darlegung von Ludolf Kuchenbuch wie ein ›historisches‹ – wenn auch unbeabsichtigtes – ›Nach- wort‹ zu ›das Haus‹.
Die Haushufe, das Territorium, der Lebensort für die Familie ist konstituierend. Ob darauf jetzt das von uns sorgsam nachgezeichnete Haus oder eine Hütte das Dach über dem Kopf breitet ist zuerst mal zweitrangig. Die Frage ist nicht so praktisch zu beantworten, weil wir ja implizit kritisieren, dass der Bau teurer Wohnungen einen Mangel herstellt, der ohne kostspielige Be-Hausung unnötig, also bösartig ist.
Jetzt wird unter den vielen Vorwänden gegen das Haus darauf hingewiesen, dass nicht alle Leute ein Haus haben wollen. Der Witz ist der, dass viele Junggesellen, dazu müssen wir auch die Eltern zählen – das macht die Steuer ebenfalls –, wenn die Kinder ausgezogen sind, in einem Haus oder Einfamiliengebäude – die Mimikrie des Hauses – leben. Genau, das ist nicht die Frage. Wer in einer Wohnung leben will, findet Auswahl genug.
Eine Literatursammlung aus 40 Jahren Studien zum Haus ist zum Schluss eingefügt. Ohne den Spiegel der Literatur, dem, was andere Leute vor und neben uns beigetragen haben, bleibt die Erfahrung blind.