Gagel, Speik und Wegerich. Beiträge zur Landschafts- und Vegetationskunde
F. Bellin, B. Gehlken, K. H. Hülbusch, F. Lorberg, St. Novak, R. Plath, M. Poguntke, K. Protze, H. Weide.
(1999) DIN A5/220 S. (328g) (11,50 Euro)
Eine bunte Sammlung vegetationskundiger und landschaftsplanerischer Texte. Der Auftakt bildet die immer noch aktuelle Arbeit von K.H. Hülbusch zum Landschaftsschaden als Phänomen der Kulturlandschaft von 1967. Hier ist im wesentlichen der rote Faden landschaftsplanerischer Arbeit vorgedacht, Landschaft als Ausdruck der sie bedingenden und verändernden Aneignung durch den Menschen (Wittvogel, K.A. 1939). Gleichzeitig wird deutlich, wie Landespflege und Naturschutz marktschreierisch mal den ‚Schaden‘ verhindern, dann Rekultivieren, zur ‚Natur aus zweiter Hand‘ deklarieren, die dann als erhaltenswertes Phänomen stabilisiert werden soll oder aber in postmodernen Zeiten ebenso bedeutungsschwanger, wie ahnungslos in ein ästhetisiertes ‚land art‘ und ‚environment‘-project verwandelt wird. „Nur oberflächliche Menschen mißtrauen der sichtbaren Oberfläche der Dinge. Das Geheimnis liegt im Sichtbaren und nicht im Verborgenen“ hat Oscar Wilde mal geschrieben. Und so sind die Beiträge des Heftes dem Sehen (Giono, J. 1976) und dem Sichtbaren gewidmet, aus dem heraus ein Verstehen möglich ist. Gemessen an der traumtänzerischen professionellen Blindheit, die nicht sieht, aber immer auf der Suche nach fiktiven Tiefen ist, versammeln die vorliegenden Arbeiten solide vegetationskundige Beobachtungen und Bescheibungen, an die jeweils die Neugier des Verstehens geknüpft ist. Die Gegenstände wechseln, und sind z.T. ebenso schillernd, wie scheinbar exotisch. So reicht die Spanne der Texte von ‚profanen‘ Gegenständen, wie dem Grünland, dem Forst und dem Wald oder der unbeabsichtigten Vegetationsausstattung eines Stücks Straße, bis hin zu ausgefalleneren Kulturen und Phänomenen, wie etwa Speik, Oliven oder Gagel. So unterschiedlich die Gegenstände sind, so ist doch allen Texten gemeinsam, daß sie das Exotische im Licht des Bekannten betrachten und im Verstehen die Welt und ihre Erscheinungen einfacher darstellen (E. Erikson) anstatt sie zu verkomplizieren und zu partikularisieren (Tüxen, R.).
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