Die Gartenstadt Neu-Siebethsburg in Wilhelmshaven
Silvia Ney
(1996) DIN A5 / 85 Seiten. (146g) (3,50 Euro)
Die Autorin zeichnet das Programm und die Planung des Architekten Fritz Höger, der u.a. das Chilehaus in Hamburg (1922-24), den Hannoverschen Anzeiger (1927) baute, mit Skizzen, Zeichnungen und vielen Originalzitaten nach. Neben Geschoßwohnungsbau aus kurzen, straßenorientierten Zeilen ist eine üppige Grünplanung, die ‘der Siedlung Vollendung bis zum letzten geben soll’ ausgeführt:
„Die Blumenanlagen, die Hecken und die Umpflanzung der Wäschetrockenplätze und die vorbildliche Anlage der Gärten, nicht nur der Blumengärten, sondern auch der Nutzgärten mit Sitzplätzen überall und aller Art, …” (Höger, F. 1934).
Wie die Originalzitate den Entwurf zeitgetreu begleiten, so begleitet die Grünflächen die Obacht, die Kommentare und die Vorschriften der Genossenschaftsverwaltung. Neben den Kosten wird vor allem die Vorhaltung des Grünflächenentwurfs verhandelt. Die Mietergärten – offiziell in Hausgärten umgetauft – finden hinsichtlich Aufsicht und Reglement besondere Beachtung zur ‘Schaffung und Bewahrung eines harmonischen Gesamtbildes’. Diese Absicht steht bei der ‘heutigen Nutzung’ immer noch im Vordergrund, weil so weit wie möglich der ‘Entwurf’ aus der Entstehungszeit beibehalten werden soll. Die dauernde Mühe an die Eröffnung, an die vermutete Originaltreue macht das Alter der Siedlung zwar nicht übersehbar, verhindert aber die Alterung, die Patina, die durch Gebrauch hergestellte Veränderung.
Die solide Zeichnung der Historiographie von Neu-Siebethsburg ist spannend zu lesen, weil darin wieder einmal bekannt wird, daß eine Genossenschaft, die älter wie die Genossen wird und damit den Anlaß ‘überlebt’, den Habitus einer Verwaltung übernimmt. Und für die ist der Ordnung halber eine Einschränkung der individuellen Entscheidungen wie kommunalen Vereinbarungen notwendig, damit sie die Übersicht behält und eine Quasi-Privatisierung verhindert wird.
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