Die Boden-Rente ist sicher. Beiträge zur Organisation des Bau-, Siedlungs- und Freiraumgrundrisses (Teil 2)
K.H. Hülbusch (Red.)
(2000) DIN A5/332 Seiten. (488g) (15,25 Euro)
Der morgendliche Blick ins nächste Käseblatt – nicht zur Dauertherapie zu empfehlen – verschlägt immer wieder den Atem. W. D. Narr hat 1981 empfohlen, statt jedem Tag neue Wunden in die eben vernarbte zu schlagen, eine ‚systematische Aufforstung der Kenntnisse des Wissens, der Erfahrungen zu befördern’. Ja, es wäre wohl an der Zeit eine ‚Pisa-Studie’ über die Nieten der Nadelstreifen’ anzufertigen, deren Weissagungen von Tag zu Tag abstruser und großspuriger, tendenziell kolonialistischer werden.
Mit der Haus-, Gebäude-, Siedlungsgrundrisskunde wie mit der darin enthaltenen Kunde von der Organisation der Freiräume hat die Lehre des Entwerfens nichts zu tun. An diesem wohlfeilen Grunde gibt es auch keine Lehre über den professionellen Gegenstand des Studierens (und Lehrens), der in philanthropischen, ökonomischen und ein bisschen historisierendem Versatzstückrepertoire eingeübt wird. Es ist doch merkwürdig wie ungebildet die Entwerfer (Stadt-, Bau- Grün-) im Hinblick auf die Gegenstandsgeschichte ‚ihres Objektes’ sind – oder gerade, weil es für sie Objekte und keine Gebrauchsgegenstände sind. Die von Fehl herausgegebene Reihe bei Christiensen (Hamburg) ist ein kluger Vorschlag zur wissentlichen Anhäufung geschichtlicher Produkte, der Absichten und Folgen für die berufliche Reflexion, die völlig ignoriert wurde. Der Reihe mag alles angeheftet werden können; nicht aber Ignoranz, Opportunismus und Dummheit. Der Vorwurf, sie sei ev. Zu historistisch, ist völlig unsinnig, weil diese Kenntnis erforderlich ist, damit die unverstandenen Anleihen und Behauptungen erkannt werden.
Den Beiträgen der ‚Guten Baugründe – II’ ist der geschichtliche Vergleich immer an den gegenwärtigen Verheißungen gedient, also am Fall ausgebreitet und nicht systematisch dargelegt. Und, wenn die Darlegung einer Historie angesagt ist – M. Poguntke/Straße und Hausplätze in Friedrichstadt -, gilt diese nicht vornehmlich der Geschichte sondern dem Verständnis der Gegenwart und der Geschichte, die darin bisher übersehen wurde. Bis auf eine Darstellung aus den frühen Siebzigern zur Boden- und Differentialrententheorie (H. Bäuerle 1972/73), deren Kenntnis noch heute empfehlenswert sind, haben alle Beiträge den Anlaß in gegenwärtigen Versprechungen: ’Vom Wohnen in der Sackgasse, ‚Frauengerechtes Städte- und Wohnungsbau’, ‚Zur kritischen Rekonstruktion’, ‚Zum frauenspezifischen Siedlungsentwurf’ – bzw. in bewussten Widerspruch zu den Verheißungen bzw. Vereinnahmungen gefunden. Im Beitrag von B. Auerswald u. H. Lechenmayr wird ein Beispiel für die Lehren aus einem Auftrag vorgetragen: Worauf muß worin geachtet werden? Dieser praktische, d.h. theoretisch begründete Vorschlag, besteht aus der Berufung auf das historische Wissen, das an den anderen Beispielen und Vorträgen (u. a.) zwar verhandelt, nicht aber in Regeln umgemünzt wurde. Das ist nicht schwer zu verstehen, wenn bedacht wird, dass ausschließlich dieser Beitrag aus einem Planungsauftrag hervorgegangen ist.
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