Notizbuch 61

Wer lehrt, lernt. Wer nichts lernt, kann nicht lehren.
K. H. Hülbusch, H. Troll et al. (Red.)
(2003) DIN A5, 254 S. (374g) (11,50 Euro)

Jeder LeserIn lernt beim Lehren ständig über die Sache und das Lehren hinzu. Wenn die LehrerIn dieser Tatsache Ausdruck verleiht, die SchülerInnen sicher sein können, ist der Auftrag, daß sie Wert- und Ernstgenommen sind, ist der Auftrag, das Lernen zu ermöglichen und die Rolle des Lehrers zu delegieren, erfüllt. Prüfungen, von denen schon H. v. Kleist sagt, dass sie ungehörig und unanständig seien, weil sie der Macht des Amts dienen und davon ablenken, dass die LehrerIn Autorität nur über die Lehre erhält und nicht über den Machtmissbrauch der Prüfungen. So wie die Einsichten über die Sache, der Zugewinn an realer Sachkenntnis nur behalten bleibt, wenn der Sachstand aufbereitet und dokumentiert, prüfbar dargelegt wird, ist erforderlich auch die Darlegung der Lehren über da Lehren. Was gemeinhin die Pädagogik genannt und klärt wie gelehrt und gelernt wird. K. Jaspers spricht von der ‚Strenge an der Sache’, damit die Lehre sokratisch gegeben werden kann.
In diesem Notizbuch sind vor – bereitende und nach – tragende Überlegungen zu lehrenden Lernen und lernenden Lehren aus etwa 15 Jahren gemeinsamer Arbeit in Betreuungen (Studier-, Projekt- Diplomarbeiten) und vor allem aus Kompaktseminaren zusammengetragen. Die Essays sind immer an den Widersprüchen in der Lernsituation – ‚das Erzählen und die guten Absichten’ (St. Nadolny) – und dem Dilemma des Lehrens, das zu Recht immer irritiert ist, weil LehrerInnen wie Eltern, LehrmeisterInnen wie SchülerInnen nie abzuschätzen wissen, ob das Leben zu leben ist, mit dem, was gelehrt und gelernt ist. Die Angst der LehrerIn lässt Sanktionen hilfreich erscheinen. Die gegenwärtige Forderung nach der vegetativ, also geklont vermehrten LehrerIn und SchülerIn ist verständlich, wenn diese Unsicherheit wunschgemäß effektiv aufgehoben werden soll im ‚Standard der Zurichtung’.
‚Stellt euch vor, es geht.
Und keiner kriegts hin.‘
Die Lehre geht; das ist da Votum der Beiträge, in denen die Misserfolge nicht verschwiegen werden, damit daraus Lehren zu ziehen sind. Die ‚Lehren’ sind kein Rezept. Wenn neben vielen Gelegenheiten im Alltag an der Hochschule vor allem die Lehren an und aus den Kompaktseminaren ‚Ein Stück Landschaft’ und den PlanerInnen-Seminaren ‚Ein Stück Stadt’ dominant vertreten sind, hat das gute Gründe. Die Lerngesellschaft auf Zeit, auf der ‚Insel der Gleichseligen’, erinnert ein wenig an den Traum der Künstlerkolonien. Das Glück besteht darin, dass wir wieder nach Hause kommen dürfen, weil die Ausnahme nicht dauernd gelebt aber behalten werden darf. Und jede/r damit machen darf was daraus plausibel geblieben ist.

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