Anthropogene Vegetation
E. J. Klauck (Red.)
(2004) DIN A5, 268 S. (398g) (11,50 Euro)
Der Titel „Anthropogene Vegetation“ Ist R. TÜXEN (1966) entlehnt und gleichzeitig gewidmet. Wir sehen das Thema, den Gegenstand, ‚weit‘ und ‚eng‘. ‚Weit‘, weil sowohl die angebaute wie die spontane, absichtliche oder unabsichtliche Vegetation Gegenstand der Betrachtung ist.
In den ersten Beiträgen stehen floristische Themen mit Überlegungen zur Nutzung und zur Ökonomie im Vordergrund. Sabine KINN-DIPPEL ‚weckt‘ den ‚Geist des Flachses‘, Bernd SAUERWEIN entdeckt Gagea pratensis und Carex pendula in Kassel und Karl Heinrich HÜLBUSCH beschreibt die klimatische Ökonomie der Gemüsekulturen. Es folgen Beitrage mit pflanzensoziologisch-vegetationskundlichem Inhalt, die vom Wegrand stammen und klassische Saumgesellschaften behandeln, von Flächengesellschaften berichten, die (noch) genutzt werden, aber auch von Wirtschaftsbrachen und deren Indizien bis zu Baumbeständen. Siegfried KRAUSS und Bernd SCHÜRMEYER leiten über zu Beiträgen vorwiegend landschaftsplanerischer Themen. Der Text von KRAUSS & SCHÜRMEYER wurde bereits 1987 publiziert und hat nichts an Aktualität eingebüßt. Wir geben hier zwei Leserbriefe im Faksimile wieder, sozusagen die ‚Stimme aus dem Lande‘. Sie sind der Nachweis darüber, daß KollegInnen sich über unsere Arbeiten freuen. Der Beitrag von KRAUSS & SCHÜRMEYER rief aber auch eigenartige Kommentierungen hervor, die bestens die Nähe und Distanz in der Debatte zeigen, das Verständnis von Vegetation und Landschaftsplanung – so sie denn überhaupt noch geführt wird. Es ist doch eigenartig, daß zustimmende Leserbriefe nicht in der ‚einschlägigen‘ Presse abgedruckt werden, ablehnende dagegen offenbar willkommen sind (vgl. z.B. HACKENBERG (1987)). Wenn beispielsweise DIERSCHKE & BRIEMLE (2000) in ihrem Buch „Kulturgrasland“, das Bernd SAUERWEIN und Karl Heinrich HÜLBUSCH in diesem Notizbuch kommentieren, die Arbeitsergebnisse aus der Kasseler Schule unterschlagen (z.B. HÜLBUSCH 1969,1986, 1987, MEERMEIER 1993, KLAUCK 1993, LÜHRS 1994), macht das die Sprachlosigkeit der Autoren allzu deutlich. Auch HARD (u.a. 1981; 1998) wird unterschlagen. Karl Heinrich HÜLBUSCH hat u.a. eine Entgegnung zur abgewiesenen Publikation in Tuexenia zur Lythro-Filipenduletea Kl. 1993 verfaßt. Die Ablehnung von der Tuexenia-Redaktion ist interessant, weil einige Autoren (z.B. PREISING et al. 1997, MÜLLER 2003, WEBER 2003) die neue Klasse der hygrophilen Saumgesellschaften, Streuewiesen und Versaumungen längst zitieren. PREISING et al. (1997) haben sie validiert. Den Abschluß macht der Beitrag von SAUERWEIN über vegetationskundige Begriffe und deren Begreifen, womit dargetan wird, daß ohne Bezug zum Gebrauch, zur Alltäglichkeit, zur Ökonomie, das Verständnis der Vegetation abstrakt und spekulativ, damit aber auch nicht mehr sinnvoll verfügbar wird. (Vor-weg Worte zum Notizbuch 62 von E.-J. Klauck und K.H. Hülbusch 2003).
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