Beschwerliche Reisen zu den Abgründen des Weinbaus an der Mosel, des
Reichs der ökologischen Spekulation und der Haldenbegrünung nach der Braunkohle
Anne Blaß & al. (Red.)
(2013) A5, ca. 300 Seiten, Beilagen (16,00 Euro/Abo 13,00)
Die Metapher von Andrea Appel (1992: 19) „Reisen, ohne daß Weite zu suchen“ ist unübertroffen: „Wir können nicht nur das Fremde erfahren, sondern wir können auch das Bekannte neu erfahren“. Dies setzt freilich voraus, daß nicht nur das bekannte ‚Zuhause‘ vertraut ist, sondern auch, daß wir in der Fremde Vertrautes wiedererkennen. Stoßen wir in der Fremde auf Phänomene, die wir nicht mit dem zuhandenen Wissen verstehen, können wir das Phänomen sofern es ästhetisch-propagandistisch überhöht dargeboten wird, touristisch bestaunen oder es einfach ignorieren, wegschauen und übersehen. Diese einfachen, touristischen Fluchten waren uns nicht gegeben bei den Reisen zum Weinbau an die Mosel und zu den Haldenbegrünungen im rheinischen Braunkohlerevier. Die Absicht war ja gerade, die Phänomene nicht nur als alltagspraktisch Reisende anzuschauen sondern als beruflich Reisende zu betrachten. Wir konnten daher nicht wegschauen, obwohl wir nur wenig Vertrautes erblickten. Obwohl wir uns den Gegenständen nur mühsam nähern konnten, ermöglicht unser Blick auf das Fremde in der Fremde vielleicht eine neue Aufmerksamkeit auf das Fremde zu Hause, die wir auch in Befürchtung der Konsequenzen bisher geflissentlich übersahen. Wir hätten spätestens seit Hans Jürgen Stolzenburgs ökologischer Wirkungsanalysten (1983) ahnen können, daß die Verstehbarkeit der Landschaft tendenziell aufgehoben wird. Aus diesem Grunde drucken wir die Arbeit Stolzenburgs in diesem Notizbuch noch mal nach.
zurück zur Übersicht