Notizbuch 38

StadtBaumSchule oder Vertrauliche Mitteilungen über Bäume
Ma Elena Granda Alonso u. K. H. Hülbusch (Red.)
(1996) DIN A5 / ca. 348 S. (468g) (12,25 Euro)

Seit dem Notizbuch 1, das vor über 10 Jahren erschienen ist, haben wir durch Beobachtung und praktische Arbeit die damals dargestellten Arbeitserfahrungen präzisieren und wesentlich erweitern können. Auch hier stehen die ‚7000 Eichen‘ von Joseph Beuys im Hintergrund, weil nach der Pflanzung vor allem die sträflich vernachlässigte Fertigstellungspflege für den Zeitraum von zwei bis acht / zehn Jahre nach der Pflanzung durch Vergleich mit alten Bäumen und nachahmende Durchführung zu lernen war. Die völlige Unkenntnis dieses Arbeitsschritts, die totale Unfähigkeit diese Arbeit durch schlichte Überlegung nachzuvollziehen, ist vom Gartenamt bis zu professoralen ‚Praktikern‘ mit hier nachzulesenden wütenden Angriffen und Unterstellungen begleitet worden. Ma Elena Granda Alonso hat dazu eine Arbeit verfaßt, in der viele ältere Bäume miteinander verglichen und nach ihrem ‚Lebenslauf‘ beschrieben werden. In einer daraus abgeleiteten Reihe stellt sie generalisierend den Lebensweg der verschiedenen Altbäume von der Pflanzung bis zur Gegenwart dar. Erschwerend ist die geringe Menge gut ‚erzogener‘ und gealterter Stadtbäume gegenüber der Dominanz von grünamtlicher Willkür und Unfähigkeit, wie wir sie jeden Tag an Beuys-Bäumen beobachten konnten. Wie denn alle Arbeiten mit und an Bäumen in den Städten (und auf anderen Baustellen) in einem desolaten Zustand sind und nur gelegentlich (meist zufällig) geraten.
So haben wir dann durch Beobachtungen des Zuwachses von Bäumen nach der Pflanzung, wozu für die Beuys-Bäume sorgfältige Pflanzprotokolle vorlagen, weitere Einsichten in ‚Pflanzfehler‘ (i.w.S.) gewonnen. Auch dazu hat Ma Elena Granda Alonso eine Arbeit verfaßt, die unsere Aufmerksamkeit anregte.
Mit Anektoden, vor allem aber mit einer üppigen Anzahl von Auswertungen ‚zufälliger Experimente‘ können wir in vielen kleinen Beiträgen Beweise für die gärtnerisch solide und erfolgreiche Baumpflanzung und Baumerziehung aufführen. So ist denn eine Neufassung der ‚Regeln zur Baumpflanzung‘, die das Arbeitsprotokoll des Notizbuches 1 ablösen, vorbereitet. Darin sind ohne weitere Erläuterung – oder nur im Ausnahmefall – die Regeln präzise ausgeführt und alle Zugewinne an Erfahrung eingeführt.
Damit es nicht in Vergessenheit gerät: unsere Überlegungen dienen der Herstellung wüchsiger und alterungsfähiger Baumpflanzungen. Dagegen wird innerprofessionell seit gut 30 Jahren vehement der ‚Behandlung‘ der Bäume eine lukrative Aufmerksamkeit gewidmet. Dem propagandistischen Hoch vor zehn Jahren haben R. Grothaus, G. Hard und H. Zumbansen 1988 einen mächtigen Dämpfer versetzt, den wir hier zur Erinnerung abdrucken. Denn nicht nur in den ’neuen Ländern‘ geht die Schlacht der Baumsanierung weiter und ist jeder Baum spätestens 5 Jahre nach der Pflanzung sanierungsreif.

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