Himmel und Hölle – Das Gartenmotiv im Märchen und Kindermalerei auf der Straße
und einigen Ergänzungen aus älteren Texten.
mit Beiträgen von Anette Hohagen und Katharina Hülbusch
(1996) DIN A5 / ca. 170 Seiten. (264g) (7,25 Euro)
Das Gartenmotiv im Märchen, dem man leichtsinnig einen Katalog netter Accessoires für die postmoderne Grünkunst wie z. B. Dornröschenschlösser zumuten könnte, nimmt die LeserIn auf eine Reise durch ein fremdes Land mit. Die ‚Motive‘, die leichtfertig und oberflächlich zur Kopie reizen, sind neben jedem Weg zu finden, wenn wir den Kontext hineinlesen und bei der Vorstellung der imaginären Realität bleiben. Die Moral ist die Moral der Geschichte. Die Geschichten können nicht gebaut werden. In jedem kannonischen Garten finden wir die Metaphern, mit denen die Märchen komponiert sind. Und trotzdem sind Gärten weder gebaute noch imaginäre Märchen. Denn Märchen sind sinnbildhafte Erklärungen, die leider – wie die Grimms vorgefürt haben – auch eine klammheimliche Verwendung und Anpassung des Sinns ermöglichen. Gärten dagegen sind dem Kanon des Gebrauchs, in dem offenbar auch Sinnbilder enthalten sind, gedient.
Dieser Reise durch die Märchennbilder folgt eine solche durch die Kinderbilder auf der Straße. Wir begegnen hier der Selbstversicherung der HeldIn, der imaginären Bedeutung der Darstellungen, der Personen, der Grenzen – einer Welt, der die Zeichnung Ausdruck gibt, die weder real noch in der Vorstellung der Kinder ist. Die ErzählerInnen, die Kinder führen ein Gespräch mit der Welt, folgen dabei verschiedenen kanonischen Reihen. Die Abbildungen geben nicht nur die Fähigkeit, die Vorstellung in Zeichnungen wiederzugeben kund – sie zeichnen auch, was die Kinder schon verstehen und welche Erklärungen sie dazu bedenken. In den Zeichen- und Hüpfspielen treten dazu auch magische Rituale und Zahlen in der Kinderzeichnung auf, die jetzt Regeln übernehmen und in die Spiele einführen. Wie im Märchen archetypische Konstellationen für das Verständnis und die Botschaft der Erzählung unerläßlich sind, so brauchen Kinder in der Realsituation kanonische Situationen, damit sie ihre Geschichten ‚malen‘ können: ein Stück Straße für mich allein, oder etwas Freiraum.
Die Einleitung zu einer Projektarbeit über die ‚Freiflächen des Vorderen Westens‘ (I. M. Hülbusch u. U. Läsker-Bauer 1977/78) ruft noch einmal die Feldabhängigkeit und die ‚vaterlose Gesellschaft‘ in Erinnerung. Eine Besucherbefragung – eine schöne Anektode gegen Soziologismus – zeigt, wie hilflos die Befragten sind, wenn ihnen keine Auswege gelassen werden.
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