Vor der Haustür
F. Bellin & H. Böse-Vetter (Red.)
(2007) DIN A5, 208 Seiten (11,50 Euro)
Beiträge für Notizbücher liegen selten vor der Haustür, die Gegenstände von Betrachtungen schon. Vegetationsaufnahmen kann man buchstäblich vor fast jeder Haustür machen, auch wenn in manchen Fugen zwischen Beton und Asphalt keine Vegetation Platz hat. Spurenlese ist nicht auf die Pflanzen angewiesen. Die Vegetation ist aber im Unterschied zu Beton ein Gegenstand der besonders viel ‚verrät’. Das Lesenlernen in der Vegetation kann den Spaziergang oder den Weg zum Feld bereichern. Manchmal, wie in der Geest, kann der tägliche Blick absichtlich aufgeweitet und um Beobachtungen und mitgebrachtes Wissen von Kollegen ergänzt werden. Man muß den Anlaß für ein ‚Gespräch’ herstellen, wenn Erträge wie die hier versammelten entstehen sollen. Manchmal gilt dieses Gespräch auch einem fiktiven Partner, der ‚stiller Partner’ (Berger & Kellner) von Beobachtungen und Notizen wird, wie im Fall der Vegetation von Nordheim eine lokale Schriftenreihe, die dann mit der Mitteilung doch überfordert war. Die Qualität vegetationskundiger Mitteilungen an die ‚Gemeinde’ der Vegetationskundlerinnen lag schon immer darin, dass diese nicht nur für eine Adressatin in der Gegenwart lesbar sind, sondern auch darin, dass sie Vergleich und Gedanken über Zeiten hinweg erlauben, wie Bernd Sauerwein im Nach-denken über Cruciata laevipes und wie Bernd Gehlken, Eberhard-Johannes Klauck und Karl Heinrich Hülbusch in der Debatte um Corydalis claviculata ausführen.
Schnecken bilden in dieser Reihe von Beobachtungen in alltäglichen Situationen keine Ausnahme, zumindest nicht für jene, welche einen Garten haben. Im Gegenteil, Schnecken entgehen professioneller Aufmerksamkeit kaum anders als Poa annua im Sportrasen. Wenn der Lebenszyklus von Schnecken nicht bekannt ist, treibt die Suche nach Patentrezepten der Ausrottung ebenso munter Blüten, wie die Suche nach dem ‚perfekten’ unkrautfreien Rasen.
Dabei zeigt dieser dritte Band mit Beiträgen, die zum Jubiläum 2006 gesammelt wurden, dass Hinsehen zur rechten Zeit und Erinnerung vorgeleisteter Arbeit nicht nur Gesprächsnotizen und Kommentare anregen, sondern auch die Neugier befriedigen, die üblicherweise in die Ferne schweift und den Platz vor der Haustür gering schätzt.
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