Notizbuch 25

Worpswede und umzu, Hof und Haus – Land und Leute
Böse-Vetter H. & I. M. Hülbusch (Red)
(1991) DIN A 5, 188 S., mit 4 Farbseiten. (364g) (9,00 Euro)

Worpswede, das ist die einzige Künstlerkolonie des Jugendstils und seiner Nachfolge, wo auch übers Hausen – Haus, Hof und Garten, Produktion und Reproduktion – nachgedacht und gestritten wurde. Gärten in Worpswede, der Garten von E. Uphoff aus den 20er Jahren als Lehrstück des ‚kanonischen‘ Gartens, Sprüche und Aussprüche zu und über Worpswede und die Szene, ein Bericht vom Leben auf dem Sonnenhof von R. Lenzner-Migge (mit kolorierten Zeichnungen), zynische Anmerkungen zur immerwährenden ‚Naturparkplanung fürs Teufelsmoor‘ und weitere Beispiele, Vorbilder und Anekdoten, die – wenn sie denn nicht vergessen und übersehen werden – auch für andere Orte typisch sein könnten. Eine bunte Sammlung von Lehr- und Schmuckstücken der Widersprüche und Aufmerksamkeiten, von denen viel zu lernen ist. Mit Fotos und Farbabbildungen ist das Heft etwas teurer als üblich.

Notizbuch 24

Die Grünplanung im Gefolge der Stadtplanung und
Der Landschaftsplan für die Stadt
AutorInnenkollektiv unter anderem mit H. Grundler, H. Lührs, H. J.  Stolzenburg (Red.: H. Lührs)
(1992) DIN A5, 240 S. (316g) (9,00 Euro)

H. Lührs hat eine überarbeitete Kurzfassung der Diplomarbeit von Grundler, Lührs, Stolzenburg (1984) für den Druck vorbereitet. In der Arbeit wird dargestellt, welche Möglichkeiten es gibt, von der Siedlungstypenkarte im groben Maßstab (1:10000) über großmaßstäbliche Beispiele (1:5000/1:2000) und der expliziten Darstellung typologischer (materieller) Merkmale (-1:100) einen konkret nachvollziehbaren Darstellungsmaßstab und konkrete Planungsvorschläge wieder zu generalisieren (typisieren). (Übrigens ist die Siedlungstypenkarte aus dieser Arbeit im Landschaftsplan ‚Zweckverband Raum Kassel‘ ohne Zitat, also geklaut abgedruckt). Der Maßstab 1:1 ist in der Abstraktion nunmehr enthalten und nicht zu vergessen. Die Generalisierung der Beispiele gelingt über den Rückgriff auf die Siedlungstypendarstellung, die jetzt im Sinne eines Plans mit einer Legende versehen wird.
‚Die Grünplanung im Schlepptau‘ – redigiert von Willi Ring und Urta Steinhäuser – zeichnet die Geschichte der Grünplanung, die mit dem Landschaftsgarten beginnt und mit den ersten städtischen Gartenbaudirektoren (1830 – 1850) administrativ zementiert wird, nach. Die ‚Geschichte‘ verläuft unabhängig von formalistischen Moden, was den kompensatorischen Habitus der Grünplanung und Gartenarchitektur seit der Aufklärung nachweist und diese beiden Modefächer zur Postmoderne per se – zur postmodernen Disziplin stempelt, ziemlich umstandslos und linear. Eindrucksvoll, wie einig sich Sozialisten und Kapitalisten, Kommunisten und Faschisten sind, wenn es darum geht, den Menschen die ‚Autonomie im Wohnen‘ vorzuenthalten und mit Hilfe der grünplanerischen Propaganda durch Mietskasernen, Aufmarschplätze und schauerliche Ertüchtigung und Verlustigung zu ersetzen. Es ist keine der üblichen historiographischen Mäusetürmereien, sondern eine Geschichte, in der die Verheißungen, die Produkte und die Folgen bzw. Auswirkungen vorgestellt und kommentiert werden.

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Notizbuch 23

Von Haus zu Haus
Harenburg B., I. Wannangs I. und U. Braun U. , K. Linee
(1991) DIN A 5, 220 S. und 5 Tabellen als Anlage. (300g) (9,00 Euro)

Der Kanon des Hauses, seine Topographie und Morphologie, ist anscheinend bekannt, wenn wir von dem Verdacht ausgehen können, daß er immer dann verweigert wird, wenn es unausgesprochene Absicht ist. Wer aber mit Absicht diesen Kanon lesbar machen will, muß schon bewußter vorgehen, um unbeabsichtigte Fehler zu vermeiden. Die qualitative Beschreibung der Merkmale des Hauses läßt sich offenbar mit der Aufnahme vieler Beispiele durchführen und als topologische Typisierung darstellen. Kanonische Gründe und materielle Variationen lassen sich danach im Gegensatz zu zufälligen Erfindungen leicht erkennen und unterscheiden. Die Hilfe einer Topologie der Beispiele dient dem genaueren Verständnis der Situationen des Gegenstandes und verringert die Zufälle beim Planen.

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Notizbuch 22

Der große Ent-Wurf präsentiert Grünplanung
Schwarze B., H. Trust, S. Rühling & B. Helmrich
(1991) DIN A 5, 184 S. (252g) (7,25 Euro)

Die konventionelle Grünplanung ist hinsichtlich der verschwiegenen Voraussetzungen ausnehmend modisch. Der Entwurf für einen Stadtplatz folgt unausgesprochen den gleichen Vorbehalten wie sie für sog. Ökosiedlungen unbewußt ausgesprochen und wieder zum Vorbehalt werden. Zum Vorbehalt, bei dem die NutzerInnen der Gestaltung bzw. der Ökologie im Sinne einer unumstößlichen technischen Größe willenlos zuzustimmen haben. Die Autorinnen prüfen die Beispiele mit professionellem wie feministischem Repertoire der Kritik auf die Stichhaltigkeit der Behauptungen. Es ist schon spannend zu lesen, wie die Kritik von einer gestandenen freiraumplanerischen Position her geführt wird und auf die praktischen Vorgehensweisen – Planung statt Entwurf – schließt.

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Notizbuch 21

Sommer 1989 – Prüfungsreden
Weiland T. (Red)
(1991) DIN A 5, 104 S. (150g) (5,00 Euro)

Die Prüfungsordnung im Studiengang Landschaftsplanung an der GhK fordert von den KandidatInnen in der mündlichen Prüfung einen Vortrag, den sie zu verteidigen haben. Eine kluge Idee, wenn damit die PrüferInnen sozusagen aus dem Stegreif darauf reagieren müssen und nicht umgekehrt. Damit gedeihen die Prüfungen tendenziell zur besten Lehrveranstaltung im Semester. Und sie entsprechen damit der klassischen Situation beim Planen, wo jede Vorstellung einer Prüfung entspricht. Deshalb haben wir auch einige Beiträge aus der Prüfungspraxis beim Planen beigefügt.

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Notizbuch 20

Bilder und Berichte – Lernen und Lehren. Ein ‚Stück Landschaft‘: sehen, verstehen, abbilden, beschreiben, z.B. Miltenberg/Main
AutorInnenkollektiv
(1991) DIN A 5, 126 S. mit 8 Farbs. (208g) (5,00 Euro)

Vom 15. Kompaktseminar sind Texte der Nachbereitung ausgewählt worden, um sowohl die Arbeitsweise wie die Arbeitsergebnisse darzustellen. Neben ausführlichen Texten zur Lehr- und Lernerfahrungen und der ‚Muttheorie‘ (Pirsig, R.M.) für ein ertragreiches Kompaktseminar, werden beispielhaft die Ergebnisse pflanzensoziologischer Vegetationsabbildungen (Tabellen, Vegetationskarten), vegetationskundlicher Deutungen (Interpretationen) und landschafts-/freiraumplanerischer Verständigung über den ‚Ort‘, seine ‚Geschichte‘ und ‚Veränderungen‘ (Planung) vorgestellt. Auszüge aus dem Abschlußkabarett und farbige Abbildungen der Tableaus einer Speisenkarte sind zur Vervollständigung beigefügt.

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Notizbuch 19

Was hat Martha Muchow mit Astrid Lindgren zu tun? und
Freiräume an Schulen
Frenken P. , A. Kölzer und Hülbusch I.M.,  Hülbusch K.H.
(1990 / 1972) DIN A 5, 196 S. (264g) (vergriffen)

Mit der Prüfung und dem Vergleich ihres eigenen Kinderspiels haben Petra Frenken und Andrea Kölzer eine Grundlage für eine sorgfältige Interpretation der literarischen Texte vorbereitet. Damit gelingt es den Autorinnen, auch die Literatur von der Biographie her zu verstehen und lebendig werden zu lassen. Im Gegensatz dazu macht sich dann die aktuelle Debatte zum Kinderspiel von PädagogInnen und Grünplanern recht dürftig und technokratisch aus.
Aus einer frühen Phase (1972) der freiraumplanerischen Diskussion stammt der Text von Inge Meta und Karl Heinrich Hülbusch über ‚Freiräume an Schulen‘. Er ist ein Zeitdokument, das gelegentlich einen altertümlichen Eindruck macht und trotz der Umständlichkeit der Diskussion nichts an Aktualität verloren hat. Dies gilt auch dann, wenn die Einlassungen heute präziser geworden sind. Auch wenn die ‚Schule‘ Anlaß der Arbeit war; es ist wohl eher ein Programm zur Freiraumplanung.

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Notizbuch 18

Hard-Ware. Texte von Gerhard Hard
Hard G.
(1990) DIN A 5, 368 S. (474g) (12,25 Euro)

In diesem Sammelband sind sonst weit verstreute und manchmal schwer erreichbare Texte von Gerhard Hard gesammelt und mit einer Vorbemerkung des Autors zur ‚Disziplinbegegnung‘ – Vegetationsgeographie und Freiraum-/Landschaftsplanung eingeführt. Die Auswahl umfaßt Beiträge zu Studium und Lehre in weichen Disziplinen, Darstellungen zur spontanen Vegetation der Stadt und ihrer Wahrnehmung und Abbildungsqualität, kritische Analysen der verheimlichten Motive des Grünplaner-Grüns und die an Vorbildern belegten Gegenpositionen der Freiraumplanung. Und nicht fehlen darf der Beitrag – Baumchirurgie als Baumzerstörung – auf den Spuren eines lukrativen Unsinns‘ der einen vehementen Proteststurm der Gilde der ‚Baumchirugen‘ hervorrief. Eine Sammlung anregender und brillanter Texte.

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Notizbuch 17

Pflege ohne Hacke und Herbizid
Autorenkollektiv
(1984-1990) DIN A 5, 248 S. (176g) (Neuauflage 1997 DIN A5 119 S.) (5,00 Euro)

An Beispielen aus Kassel werden die freiraumplanerischen Begründungen einer ‚alternativen‘ Pflege öffentlicher Freiräume untersucht und dargestellt. Dabei werden einerseits die vegetationskundlichen Grundlagen einer extensiveren und selektiven Pflege aufgezeigt. Andererseits wird über die Vegetations- und Pflegetechnik hinausgehend explizit auf die Abhängigkeit und Orientierung am Gebrauch hingewiesen. Die ‚technischen‘ Hinweise sind ohne freiraumplanerische Begründung brauchbar aber unplausibel.

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Notizbuch 16

Planen für die Wechselfälle des Lebens und
Die ‚produktive‘ Bedürftigkeit der angestrengten Junggesellenkultur
Steinhäuser, U., C. Dams
(1989) DIN A 5, 116 S. (162g) (5,00 Euro)

Am Beispiel hochgelobter ‚Vorarlberger Reihenhaussiedlungen‘ kommentiert Urta Steinhäuser die Folgen architekturideologisch geplanter ‚Gemeinschaftlichkeit‘ für den Alltag. Dem stellt sie eine unprätentiöse Philosophie des Reihenhauses gegenüber, die von der Erfahrung ausgeht, daß die ‚Organisation‘ von ‚Haus und Hof‘ wie die Addition von ‚bebautem und unbebautem Raum‘ nur bei der Beachtung einfacher Regeln den Wechselfällen des Lebens entsprechen und unter veränderten Bedingungen anpassungsfähig ist, ohne daß die Absicht auf die falsche Bahn gerät.
Carmen Dams hat eine kritische Analyse des Begriffs der Reproduktion vorgenommen. Sie kommt zu dem Ergebnis, daß die emphatische Reproduktionstheorie Nohls auf die Freizeit rekurriert und bei dieser Gelegenheit eine patriarchal-gewerkschaftliche Einschätzung fortschreibt. Die notwendige, aber unbezahlte, reproduktive Arbeit, die ‚Produktion der Reproduktion‘ oder die ‚Subsistenzarbeit‘, tritt im Blick auf die bezahlte Arbeit nicht oder minderwertig in Erscheinung. Die Freizeit im Gegensatz zur bezahlten Arbeit läßt einen Blick auf die unbezahlte Arbeit nicht zu. So werden die Orte für diese Arbeit eben auch nicht als Arbeitsplätze verstanden. In Anlehnung an D. Harvey wird Nohls Argumentation als Hilfe zur postmodernen Strategie der ‚flexiblen Akkumulation des Kapitals‘, wie sie von E. Bloch bereits in den 20er Jahren formuliert wurde, erkannt.

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